23.Juli 2017 - Tag 58 - haase-news

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23.Juli 2017 - Tag 58

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Die Story von gestern Abend

Ich saß im Café und aß zu Abend, als plötzlich ein junger Mann auf der Straße auftauchte und die Wirtin von da aus fragte, ob es in der Herberge noch Platz gäbe. Sie bejahte, und der junge Mann stieß einen Jubelschrei aus. Er und seine Freundin Nikita sind zusammen mit einem Tandem von Belgien aus nach Santiago unterwegs. Während ich meinen Salat verspeiste, hörte ich, wie die beiden die Formalitäten mit der Wirtin klärten. Etwas später kamen sie heraus, um auch noch einen Salat zu essen. Die Wirtin wollte mich ansprechen, aber ich sagte ihr, dass ich schon alles gehört hätte.

Und so wurden die beiden regelrecht überfallen: Ein Ehepaar vom Nachbartisch, selbst auch Belgier, freute sich über die Landsleute. Und ich stellte mich als den "Pilger aus Deutschland" vor, der mit ihnen zusammen die Herberge unsicher mache.

Eigentlich wollte die Wirtin das Café um 20 Uhr schließen, aber die Unterhaltung, die dann begann, war natürlich nicht in einer Viertelstunde beendet. Aber niemand bedrängte uns, zum Ende zu kommen. Es gab sogar noch einen Kaffee. Und als wir gegen 21:30 Uhr zur Herberge (wir) bzw. zum Campingplatz (das Ehepaar) gingen bzw. fuhren (Mathias und Nikita), waren alle zufrieden.

Das Tandem ist ein tolles Teil. Hinten sitzt Mathias auf einem Sattel, vorn sitzt Nikita in einer Art Lehnstuhl. Vorn gibt es weder Bremse noch Lenker. Sie kann also nur treten und evtl. schreien, wenn es zu schnell bergab geht. Mathias ist für den vorderen Platz zu schwer. Deshalb muss er von hinten Steuer und Bremse übernehmen und natürlich auch treten.

Ich hatte mir in der Herberge einfach wahllos ein Bett ausgesucht und zog nun um: in einen abgeteilten Raum (näher an der Toilette) mit 2 Betten, die beiden blieben in dem Teil, in dem ich mich zuvor breit gemacht hatte. Geschlafen haben wir alle ganz gut. Ich musste die beiden nur um 7 Uhr wecken, als ich mich auf den Weg machte. Sie wollten heute auch nur nach La Souterraine und hatten noch viel Zeit. Die habe ich ihnen gern gelassen.

Meine Strecke begann mit einem steilen Abstieg über einen felsigen Pfad. Danach ging es tief unten im Tal am Fluss entlang über schmale Wege weiter. Bei diesem schon hochgebirgsähnlichen Pfad blieb es dann aber nicht. Der Weg wurde zu einem ganz normalen Pilgerweg, allerdings mit erheblich mehr Steigungen als zuvor. Auch der Asphaltanteil war nicht so groß.

Gelebt habe ich heute von Nektarinen, Orangen und Erdnüssen. Selbst ein Kaffee war Fehlanzeige. In Saint-Agnant-de-Versillac gab es zwar ein Lokal, genannt Bistro, aber dort hätte ich nur ein komplettes Menu essen können. Das wäre mir auf dem Weg dann doch etwas zu viel gewesen.

Ich kam also ziemlich hungrig hier in La Souterraine an, besuchte die wirklich sehenswerte Kirche und suchte danach meine Herberge. Leider hatte ich etwas missverstanden: Ich dachte, ich müsste *vor* 16:30 Uhr da sein. Richtig war aber *nach* 16:30 Uhr. Immerhin konnte ich meinen Rucksack abstellen und mir die Stadt ansehen.

Allerdings - viel zu sehen gab es da wirklich nicht. Alle Geschäfte, Cafés, Bars, Restaurants waren geschlossen. Immerhin fand ich nach einiger Suche ein Supermarchette, der geöffnet war. Ich kaufte Pflaumen ein, ein Stück Briekäse und eine Flasche Limonade. Mit meinen Schätzen verzog ich mich auf eine Bank und schlang alles hungrig hinunter.

Um 16:30 Uhr stand ich dann wieder, etwas verfroren, vor dem Haus, in dem ich heute mein Zimmer habe. Um 19:30 Uhr gibt es Abendessen, und morgen um 8:00 Uhr Frühstück. Ich bin dann also etwas spät auf der Strecke. Bei nur 15 km Länge sollte das aber kein Problem sein.
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