02.September 2017 - Tag 98 - haase-news

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02.September 2017 - Tag 98

Wandern > Jakobsweg > Tag 91-100
Der Herbergsvater war ein Original: Er erzählte 1001 Dinge über seine Herberge, wobei er blitzschnell von Spanisch auf Englisch, Französisch und Deutsch wechselte.

Der Raum, in dem wir unser Abendessen bekamen, war beherrscht von einer riesigen hölzernen Presse, die er stolz vorführte und von freiwilligen Pilgern bedienen ließ. Dann führte er uns hinunter in seinen Gewölbekeller. Wow - so etwas habe ich noch nie vorher gesehen. Wenn man seinen Worten glauben darf, handelt es sich um einen zugemauerten Teil eines Gangs von der Burg (auf dem Berg!) zum Fluss. Hier hatte er seine Weinfässer gelagert. Seine besonderen Schätze befanden sich aber in einem kleinen Raum, in den man nur einzeln mit gesenktem Kopf hinein kam. "Wenn Feind, gleich hauen Kopf", war sein Kommentar.
Das winzige Gläschen Wein, das dann jeder bekam, war gegen diese Sprüche nicht der Rede wert
Heute Morgen brachen wir früh auf. Es war etwas wärmer als gestern früh. Trotzdem mussten wir die Wanderjacken anlassen. Das änderte sich jedoch sehr schnell, nämlich beim Anstieg auf den seltsamen Tafelberg, der uns bevorstand. 20 Minuten lang ging es steil bergan. Oben gab es neben Getränken und Obst auf "Donativo"-Basis (Spende) eine phantastische Ausicht ganz umsonst. Etwa eine Viertelstunde verlief der Weg eben auf der Höhe, dann senkte er sich abrupt wieder und gab den Blick frei auf eine unendlich scheinende Ebene, in der man den weiteren Weg schon über viele Kilometer ausmachen konnte.
Lange Zeit liefen wir durch diese faszinierende und ungewohnte Landschaft, bis wir San Nicolas, ein altes Kloster, und kurz danach Itero de la Vega erreichten. Nach einer kurzen Stärkung ging es gleich weiter nach Boadilla del Camino und nach Fròmista. Hier war für die anderen Pilger Schluss. Wir hatten aber den Führer genauer angesehen und bemerkt, dass ein Teilstück morgen 18 km lang sein würde. Es liegt so unglücklich, dass man von Fròmisto aus entweder schon nach 18 km übernachten müsste, um das große Stück am nächsten Tag zu gehen, oder gleich 36 km zu gehen, wobei das große Stück dann völlig am heißen Nachmittag bewältigt werden müsste.
Wir entschlossen uns dazu, sofort noch ein Stück dranzusetzen. Über fast schattenlose Wege liefen wir bis nach Villarmentero, wo ich heute in einer Nobelherberge übernachte, während Ingrid wieder mal ihr Zelt bevorzugt.
Das Frühstück liegt morgen zu spät. Wir werden mal sehen, was wir unterwegs bekommen können.
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