09.August 2017 - Tag 75 - haase-news

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09.August 2017 - Tag 75

Wandern > Jakobsweg > Tag 71-80
Es wurde noch ein schöner Nachmittag und Abend mit Bertrand. Wir hatten interessante Gespräche und viel Spaß. Später am Abend wurde es allerdings etwas ernster. Ich half ihm, eine Wunde an der Rückseite seiner Wade zu versorgen, die vermutlich - alle Arachnophoben jetzt mal weglesen - von einem Spinnenbiss stammte und stark geeitert hatte. Gestern Abend blutete sie nach der Versorgung, was Bertrand aber als gutes Zeichen wertete. Ich habe nicht gewusst, dass es in Frankreich Spinnen gibt, die solche Wunden verursachen können.

Leider hatten wir keinen Wein, aber das Abendessen war lecker. Um kurz nach 9 legten wir uns schlafen. Komfort: Jeder hatte ein eigenes Zimmer.

Bertrand hatte heute eine lange Tour vor sich und stand schon um 6:30 Uhr in den Startlöchern. Ich hatte meinen Wecker extra erst auf 6 Uhr gestellt, damit ich ihm nicht in die Quere kam. Als ich in die Küche hinunter ging, hatte er auch für mich schon alles fertig gemacht und mir einen Abschiedsgruß geschrieben, stand aber noch an der Tür, so dass wir uns noch persönlich verabschieden konnten. Er bat darum, dass ich ihm schreibe, wenn ich in Santiago angekommen bin. Er selbst war übrigens schon mehrere Male in Santiago. Er meinte, insgesamt hätte er schon 6000 km auf den Jakobswegen hinter sich gelegt.

Der Weg verlief von Anfang an anders als von mir geplant, so dass Komoot heute nur als zusätzliche Information dienen konnte.

Etwas gruselig war es schon, als große Warnschilder am Pfad auftauchten. Ab dem 1. Oktober bis zum 20. November ist die Taubenjagd freigegeben, und die Benutzung des Weges wird "nicht empfohlen". Will man ihn dennoch gehen, muss man sich an einer bestimmten Stelle durch einen elektrischen Schalter bemerkbar machen, sonst kann es wohl durchaus sein, dass man für eine große Taube gehalten wird.

Als ich an den Schießständen vorbei und im Tal war, kam eine Stelle, an der mein Pilgerführer warnte, dass nach starken Regenfällen Teile des Weges unter Wasser stünden und nicht benutzbar seien. Es regnete zwar gerade, aber von "stark" konnte wirklich nicht die Rede sein, und wie man am Foto mit der Brücke sieht, gab es tatsächlich kein Hochwasserproblem

Auf der anderen Seite ging es wieder hoch nach Brouqueyran über Waldwege und einsame Landstraßen. Es war teilweise so still, dass man nicht einmal einen Vogel hörte.

Nach Brouqueyran ging es wieder hinab zu einem großen See, fast schon einer kleinen Talsperre. Eine Ausbuchtung musste umrundet werden. Wie man auf dem Foto sieht, war ich dabei auf dem Holzweg Auch hier warnte der Führer vor dem - zum Glück nicht vorhandenen - Hochwasser.

Schließlich musste ich beim Aufstieg noch einmal an Schießständen der Palombiers vorbei. Ein Glück, dass die Taubenjagd erst in 7 Wochen beginnt.

Daran schloss sich eine lange, einsame und auch etwas eintönige Strecke an. Daran werde ich mich in den nächsten Tagen wohl gewöhnen müssen. In "Les Landes" zieht sich der Weg kilometerweit immer schnurgeradeaus durch die Wälder. Das wäre ja nicht so tragisch, aber nach dem Regen fand ich lange Zeit kein Plätzchen, an dem ich mich mal in Ruhe hinsetzen konnte, um etwas zu essen und zu trinken. Ich war schon fast in Bazas angekommen, als ich ein Mäuerchen vorfand, auf dem zwar ein Zaun aufgesetzt war, aber nicht so eng, dass man sich nicht setzen konnte.

Der weitere Verlauf ist schnell erzählt: Es ging leicht abwärts nach Bazas, zunächst über die Landstraße, später über einen Radweg. Mir fiel ein, dass ich ja mal mit Google Maps nach meiner Unterkunft sehen musste. Keinen Augenblick zu früh, denn ich befand mich schon direkt daneben Heute wohne ich schon wieder in einem Schloss, allerdings in einem kleinen Pilgerzimmer. Essen muss ich in der Stadt.

Trotzdem - da ich ja inzwischen so oft in einem Schloss übernachte, werde ich mich in Zukunft nicht mehr Antoine Lapin nennen, sondern Antoine de Lapin. Ich denke, als Schlossbewohner kann ich mir das leisten
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