05.Juli 2017 - Tag 40 - haase-news

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05.Juli 2017 - Tag 40

Wandern > Jakobsweg > Tag 31-40
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Vezelay ist erreicht. Das erste Drittel meines langen Weges habe ich geschafft.

Gestern gab es einen langen Abend: Mein Zimmer war im Chambre d'hotes L'Expatisserie. Steve und Chriss sind ein englisches Ehepaar, dass diese Unterkunft betreibt. Sie hatten Freunde da, Rob und Sandra. Na gut, und ich war auch noch da. Ich habe mit ihnen zu Abend gegessen und Wein getrunken, geredet und gelacht. Und als es um 23 Uhr ins Bett ging, hätte ich noch lange so weiter machen können.

Steve war heute Morgen extra früh aufgestanden und machte mir um 8 Uhr mein Frühstück.Wir verabschiedeten uns, indem wir uns gegenseitig noch einmal versicherten, wie schön es war und wie sympathisch wir einander fanden.

Den ersten Teil der Strecke kannte ich noch von meinem Höhlenbesuch gestern. Danach ging es erneut durch schattigen Wald an der Cure entlang.

Aber alles Schöne geht auch mal zu Ende, der Weg drehte vom Fluss weg und stieg jetzt sehr deutlich an. Ich war schon fast oben, da hieß es bei Frau Retterath: "700 m nach dieser Kreuzung führt Sie ein Weg nach links zum Camp de Cora."

Der Weg war schön durch den Wald zu laufen, und schon bald lernte ich, dass das Camp de Cora eine alte keltische (natürliche) Burg war, im Gegensatz zu den meisten anderen "Burgen" dieser Art gut erhalten und zu erkennen.

Aber wie sollte der Weg nun weiter gehen: nach rechts oder geradeaus. Frau Retterath schwieg sich über diese Frage aus. Also, dachte ich, ist geradeaus wohl richtig. Kurz darauf waren auch Wanderzeichen zu sehen. Ich lag wohl richtig.Die Zweifel kamen mir erst, als ich wieder im Tal war und erkannte, dass ich wegen eines Bahndamms fast wieder zum Anfangspunkt meiner "Bergtour" zurück musste. Nee, nicht bei der Hitze! Ich entschloss mich, wieder hoch zu kraxeln. Diesmal bog ich am Camp ab. Ein Blick auf die Komoot-Karte zeigte mir: Das sah besser aus. Ganz genau war ich wohl nicht auf der Tour, aber die Richtung stimmte.

Im nächsten Ort kamen die Strecken aber auch wirklich zusammen. Ich suchte einen Schattenplatz zum Mittagessen und fand Plakate für eine Exposition, eine Ausstellung, am Eingang zu einem Hof kleben. Das sah gut aus. Ich ging rein und wurde prompt von einer Frau angesprochen, die gerade aus ihrem Auto stieg.Ich brauchte ihr kaum zu erklären, was ich wollte - sie verstand sofort und führte mich nach hinten, wo Bänke und Tische unter einem Zeltdach im Schatten standen. Daneben bemerkte ich ein kleines buntes Zirkuszelt. Ob es heute Abend wohl eine Vorstellung in La Jarrie gibt?

Nun führte der Weg aber tatsächlich wieder ins Tal. Und das über glühend heiße Feldwege ohne Schatten. Als ich unten war, konnte ich nur noch an Wasser denken. So richtig erfrischend waren meine Vorräte aber nicht. Wenn die Temperatur noch ein bisschen höher gewesen wäre, hätte man damit bequem Tee aufgießen können. Egal - eine Anhöhe noch, dann sollte man Vezelay sehen können.

So war es auch, aber der Weg führte zunächst nach Asquins mit seiner uralten Jakobskirche. Verschlossen, natürlich! Aber zwei junge Leute sprachen mich an: Ob ich in die Kirche wollte? Sie hätten den Schlüssel. Der müsse aber so schnell wie möglich zur Mairie zurück.

Das versprach ich gern, und so konnte ich die erste Kirche seit langem wieder von innen sehen. Ich erkundigte mich nach dem Weg zur Mairie und brachte den Schlüssel zurück. Dabei fragte ich auch gleich nach einer Bar oder einem Café. Ich lechzte nach etwas Kaltem zum Trinken. Es gab eine Bar, aber sie war - geschlossen. Nachmittags braucht man nichts zum Trinken.

So setzte ich mich auf einen Stein im Schatten beim Ehrenmal (sehr einfach gehalten und wegen der Verwitterung kaum noch zu lesen) - und bekam sofort Besuch von einem sehr hübschen dreifarbigen Kätzchen, das sich an mich schmiegte und mich zum Schmusen aufforderte.

Das konnte die Kleine gerne haben. Socks von Steve und Chriss war zwar auch sehr hübsch, aber sehr, sehr scheu gewesen. Das war hier völlig anders. Vielleicht saß ich auf ihrem Stein. Jedenfalls räkelte sie sich genüsslich für ein Foto.

Nach Vezelay wartete jetzt noch ein heftiger Anstieg auf mich. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich dort in eine richtige Pilgerherberge einzuquartieren. Angesichts meines völlig verschwitzten Körpers und meiner Erschöpfung entschloss ich mich aber doch spontan für ein Hotelzimmer im Relais du Morvan. Erlebnisse mit anderen Pilgern müssen eben noch warten.

Mühsam kraxelte ich den steilen Berg hinauf und sah mir noch die Basilika St. Marie Madeleine an. Aber danach gab es sofort eine mit Orangensaft selbst zusammengestellte Orangeade (kalt) und anschließend 3 Kugeln köstliches französisches Eis. Noch ein Gespräch auf die Schnelle mit zwei deutschen Radfahrern, dann aber rein in mein Zimmer.

Update: Ich war abends noch einmal an der Basilika und habe Fotos von ihr und von der wunderschönen Aussicht gemacht.
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